TY - JOUR A1 - Wildt, Michael T1 - Das Fremdmachen als historischer Prozess. Kommentar zu Bernhard Waldenfels T2 - Zeithistorische Forschungen – Studies in Contemporary History N2 - Saul Friedländer, der im Oktober 2007 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wurde, hat für sein jüngstes Buch „Die Jahre der Vernichtung“ einhelliges Lob erhalten. Dabei wurde vor allem hervorgehoben, dass Friedländer die Stimmen der jüdischen Opfer zu Wort kommen lasse. Doch verdeckt dieses Lob, so gut es gemeint ist, eine wichtige Differenz. Friedländer, der 1932 in Prag geboren wurde, 1939 mit seinen Eltern nach Frankreich flüchtete, dort als Junge in einem katholischen Internat die deutsche Besetzung und Judenjagd überlebte, während seine Eltern auf der Flucht verhaftet und in Auschwitz ermordet wurden, Friedländer hat diese Stimmen der Verfolgten und Ermordeten noch gehört - wir Jüngeren nicht. Der offenkundige Wunsch zahlreicher Rezensenten, sich in Hörweite der Opfer zu versetzen, muss scheitern. Die Stimmen bleiben stumm. Und auch wenn Friedländers historiographische Kunst darin besteht, uns lesen und ahnen zu lassen, wovon die Stimmen sprechen, so ist diese Fremdheit doch unübersteigbar. Y1 - 2008 UR - https://zeitgeschichte-digital.de/doks/frontdoor/index/index/docId/1895 UR - https://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2007/4758 VL - 4 IS - 3 SP - 369 EP - 374 PB - ZZF – Centre for Contemporary History: Zeithistorische Forschungen CY - Potsdam ER -