TY - CHAP A1 - Becker, Tobias A2 - Esposito, Fernando T1 - Rückkehr der Geschichte? Die „Nostalgie-Welle“ in den 1970er und 1980er Jahren T2 - Zeitenwandel. Transformationen geschichtlicher Zeitlichkeit nach dem Boom. N2 - Als Karl Heinz Bohrer im Herbst 1975, ein Jahr nachdem er durch einen Coup seinen Posten als Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an Marcel Reich-Ranicki verloren hatte, als FAZ-Korrespondent nach London kam, stellte er fest: "London swingt längst nicht mehr". In den fünfziger Jahren hatte der jugendliche Bohrer einige Zeit in der britischen Metropole verbracht und dabei deren kosmopolitische Kultur schätzen gelernt. Trotz Kriegsschäden und anhaltender Austeritätspolitik hatten die Briten damals optimistisch in die Zukunft geblickt. Nun hingegen fand Bohrer überall Symptome einer "Saisonkrankheit", die "etwas prätentiös Nostalgie genannt" wurde. In der Popkultur, die Anzeichen einer nostalgischen Melancholie zeigte, im sich deindustrialisierenden Manchester, das der Nostalgie als Mittel zum Überleben bedurfte, auf dem Flohmarkt in der Portobello Road, in den Medien, der Kunst und der Mode. Die von ihm beobachtete Nostalgie führte Bohrer auf den Untergang des Empires und auf einen ausgeprägten "Sinn für Geschichte" zurück. Hier sah Bohrer einen deutlichen Unterschied zu Westdeutschland, denn er war überzeugt, "daß die bundesrepublikanische Bevölkerung – ihre Intellektuellen eingeschlossen – über das Jahr 1945 hinaus nicht zurückdenken können." Y1 - 2017 UR - https://zeitgeschichte-digital.de/doks/frontdoor/index/index/docId/2262 UR - https://www.zeithistorische-forschungen.de/sites/default/files/medien/material/2009-3/Becker_2017.pdf SP - 93 EP - 117 PB - Vandenhoeck & Ruprecht CY - Göttingen ER -