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Vom Schlagstock zur Sozialtherapie. Gewalt in westdeutschen Gefängnissen

  • Am Beispiel der Strafvollzugsreform in der Bundesrepublik Deutschland thematisiert der Aufsatz Gewalt als Problem in Prozessen sozialer Ordnungsbildung, konkret: beim Umbau der westdeutschen Gesellschaft zu einem demokratischen Gemeinwesen. Gewalt als Handlungsoption war (und ist) in der Haft allgegenwärtig – nicht nur, weil die Insassen einander verletzen und sogar töten können, sondern auch, weil Gefangene potentiellen Übergriffen von Wärtern ausgesetzt waren. Auf welche Weise war die Bundesrepublik seit den späten 1960er-Jahren bemüht, insbesondere staatliche Gewalt gegen Gefangene einzuhegen und auch das Gefängnis als eine vom Liberalisierungsparadigma erfasste Institution erscheinen zu lassen? In welchem Maße wandelten sich Vorstellungen und Bewertungen von legitimer und illegitimer Gewalt? Durch mehrere Gefängnisskandale wuchs die Sensibilität der Medienöffentlichkeit und der Politik für Gewaltakte in Haftanstalten. Diesen sollte mit neuen Ansätzen der »Resozialisierung« begegnet werden, wozu unter anderem eine bessere Schulung des Personals zählte. Die Erfolge blieben freilich begrenzt, die Konzepte strittig. Das Gefängnis ist bis in die Gegenwart gleichermaßen ein Ort der Einhegung und der Entgrenzung von Gewalt.
  • Looking at prison reform in the Federal Republic of Germany, the article investigates violence as a problem in processes of creating social order, specifically the restructuring of West German society into a democratic polity. Violence was (and is) ubiquitous in detention – not only because the inmates can injure and even kill each other, but also because prisoners were exposed to potential assaults by guards. How did West Germany endeavour to contain state violence against prisoners from the late 1960s onwards, and to present even prisons as institutions that reflected the paradigm of liberalisation? To what extent did ideas and perceptions regarding legitimate and illegitimate violence change? A number of prison scandals led to increased sensitivity in media coverage and in politics regarding acts of violence in prisons. These were to be countered through new ›social rehabilitation‹ approaches, including better staff training. But the success of such approaches remained limited, the ideas controversial. To this day, prisons are places where violence is both contained and unconstrained.

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Verfasserangaben:Annelie RamsbrockGND
URL:https://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2018/5591
DOI:https://doi.org/10.14765/zzf.dok.4.1183
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Zeithistorische Forschungen
Verlag:ZZF – Centre for Contemporary History: Zeithistorische Forschungen
Verlagsort:Potsdam
Dokumentart:Wissenschaftlicher Artikel (Zeitschrift)
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):07.11.2018
Datum der Erstveröffentlichung:07.11.2018
Datum der Freischaltung:13.08.2018
Jahrgang:15
Ausgabe / Heft:2
Erste Seite:277
Letzte Seite:301
Online-Portale:Zeithistorische Forschungen
Zeithistorische Forschungen: Originalbeiträge:2 / 2018 Gewaltabkehr als gesellschaftliches Projekt in der Bundesrepublik Deutschland
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