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Audiovisuelle (AV) Quellen überfluten unseren Alltag, viel unmittelbarer - um nicht zu sagen aufdringlicher - als dies traditionelle Quellen tun: Bestimmte historische Fotos sind allgegenwärtig, bestimmte Filmpassagen kennt man schon auswendig und das ohnehin erst später nachgesprochene Figlsche Diktum von 1945 „Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben, kein Glas zum Einschneiden [...]", kann man schon nicht mehr hören: Verclippung der audiovisuellen Überlieferung im öffentlichen Geschichtsdiskurs nützt gerade diese Quellen in gewisser Weise ab. Doch damit muss - und kann man - leben, denn audiovisuelle Quellen haben - unter Umständen - einen langen Atem ...
"Wir werden die Volkswagen weiter verbessern und die Produktion weiter rationalisieren.“ – So wird Heinrich Nordhoff, der „König von Wolfsburg“, 1967 im „Spiegel“ zitiert, als ein Vorstandsvorsitzender, der die Rationalisierung seines Unternehmens zwar fest in den Händen hielt, sich allerdings zugleich über die notwendige Beteiligung aller Hierarchieebenen in diesem betrieblichen Prozess bewusst war, was im Wort „wir“ seinen Ausdruck findet. Häufig wurde Rationalisierung im Betrieb auch in der Geschichtswissenschaft allerdings nur „von oben“ gedacht, da das Ziel der Effektivitätssteigerung eines Konzerns ausschließlich mit dessen Unternehmensleitung in Verbindung gebracht worden war. Daher erschienen die Arbeiter im Unternehmen meist als Objekte betrieblicher Umstrukturierungsprozesse. Darüber hinaus wurde oft ausschließlich der Widerstand ihrer Interessensvertretungen, wie Gewerkschaften, gegen unternehmerische Rationalisierungsmaßnahmen in der geschichtswissenschaftlichen Forschung thematisiert.
Jenseits der Liberalisierungsthese. Individualität in Westberlin zwischen Kriegsende und Mauerbau
(2010)
Die Konzepte der Individualität und Individualisierung nehmen in der deutschen Zeitgeschichtsforschung eine wichtige, doch wenig reflektierte Stellung ein. Eine Reihe von Autoren sieht die Hinwendung zum Individuum als zentralen Aspekt der Abwendung vom nationalsozialistischen Autoritäts- und Kollektivitätsdenken, sei es in der letzten Kriegsphase, als die Deutschen „Autonomie, Eigeninteresse und Überlebenswillen“ entdeckten, oder erst in den 1950er-Jahren, als sich das Verständnis von Vaterschaft demokratisierte, Gymnasiasten und Studenten für Jazz schwärmten und sich Wünsche auf den Konsum von Waren statt auf die Eroberung anderer Länder richteten.
Über die Kriege nach dem Zweiten Weltkrieg. Tendenzen, ursächliche Hintergründe, Perspektiven
(2003)
Meine unvollständigen und groben Striche zu einem hochkomplexen, strukturgeschichtlichen Vorgang können lediglich andeuten, daß sowohl theoretische Überlegungen als auch empirische Indizien für die These sprechen, daß es sich bei den vielen Kriegen in der Dritten und nun auch vormals Zweiten Welt um einen konfliktiv nachholenden Prozeß kapitalistischer Vergesellschaftung und bürgerlicher Staatskonsolidierung handelt, der eines Tages in eine Zivilisierung wie in den kapitalistischen Metropolen münden müßte. Einen deterministischen Automatismus gibt es dabei allerdings nicht; jeder Schritt in diese Richtung wird aus sozialen Kämpfen hervorgehen müssen. Wohl aber darf man hoffen, daß der Prozeß insgesamt schneller und weniger kriegerisch als in Europa vonstatten gehen wird.
Das 20. Jahrhundert hat, in verschiedenen Speichermedien, musikalische Quellen in Hülle und Fülle überliefert. Die Geschichtswissenschaft macht bisher jedoch einen großen Bogen um diese klanglichen Hinterlassenschaften. Von dieser
Diskrepanz geht der folgende Text aus. Er wird erörtern, was gegen die Arbeit mit musikalischen Quellen spricht, warum sie dennoch wichtig sein könnte und welche Schleichpfade sich anbieten, um der Musik historisch auf die Spur zu kommen. Dabei wird weniger eine konkrete Programmatik entwickelt als ein Problem umkreist, das sich als unlösbar und gleichwohl aufschlussreich erweisen könnte.
The semantics of the term "empire" is overloaded with superlatives and loud epithets. The concept of empire is so universal and all-encompassing that it appears to have no particular meaning at all. Indeed, empire embodies the grim totality of unlimited domination and coercion; at the same time, it turns out to be a synonym for the clumsy neologism of "world-system" (or "world civilization") and evokes a unifying principle for a universe surrounded by the destructive elements of chaos and barbarism.
Kyberkratie bezeichnet das Regieren vermittels kybernetischer Methoden, eine kybernetisch aufgeklärte Organisation der Gesellschaft. Der Begriff fasst die Bestrebungen sowjetischer Kybernetiker zusammen, die Anwendung kybernetischer Steuerungsmethoden von der Regelungstechnik nicht nur auf die Erforschung lebender Organismen, sondern auch auf die Wissenschaft von der Gesellschaft auszuweiten. Sie betrachteten die Gesellschaft als ein kybernetisches, durch Rückkopplungen gesteuertes System, dessen Funktionieren sie durch den Einsatz rationaler, expliziter und »objektiver« Methoden optimieren zu können meinten. Kurzum, ihr Anliegen war es, einen Sozialismus mit kybernetischem Antlitz zu schaffen. Kyberbürokratie bezeichnet einen bürokratischen Apparat, der über kybernetische Methoden und Technologien, einschließlich Computer, verfügt.