„Anarchie der Zellen“. Geschichte und Medien der Krebsaufklärung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
- „Anarchie der Zellen“.
Geschichte und Medien der Krebsaufklärung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Am Beispiel des Films „Krebs“ (1930) wird die historische Bedeutung und Funktion von Filmen im Rahmen der Gesundheitsaufklärung analysiert. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert und verstärkt durch den Ersten Weltkrieg etablierten sich in verschiedenen Ländern Kampagnen zu medizinischen und hygienischen Themen. Neben Plakaten und Ausstellungen erschienen Filme als ein ideales Medium der Wissensvermittlung. Die Filme verknüpften Inszenierungen von Wissenschaft mit gesellschaftspolitischen Visionen und Aufforderungen für das individuelle Verhalten. Ein zentraler Akteur war dabei – vor und nach 1945 – das Hygiene-Museum in Dresden, das unter anderem den Film „Krebs“ produzierte. Die Argumentationsstrategien dieses Films werden hier näher untersucht, um damit einen Einblick in die Entstehung der Wissensgesellschaft im 20. Jahrhundert zu geben. Der Aufsatz verbindet medizin-, medien- und museumsgeschichtliche Zugänge mit Fragen der Körpergeschichte und des social engineering.
- This article analyses the historical meaning and function of films in the context of public health campaigns, with particular reference to the film Krebs (1930). Since the turn of the twentieth century, and especially during the First World War, medical and hy-gienic campaigns were conducted in a number of different countries. Alongside posters and exhibitions, health care advocates considered films to be an optimal medium for the transfer of public health knowledge. The films linked the staging of science with sociopolitical visions and demands on individual behaviour. In this context, the Hygiene Museum in Dresden produced the film Krebs and became an important protagonist – both before and after 1945 – in the dissemination of public health knowledge. In order to illustrate the emergence of a knowledge society, the article examines the strategies and arguments deployed in this film. The article combines approaches from the history of medicine and from media and museum studies, and poses questions which are related to the history of the body and the concept of ‘social engineering’.