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Tschekisten, Trash und Tarantino. Die Stasi und das Genre-Kino in der Netflix-Serie „Kleo“

  • Die Stasi führt ein intensives Nachleben, zumindest auf der Leinwand. Im Kino erfreut sich der ostdeutsche Geheimdienst schon seit vielen Jahren einer anhaltend großen Beliebtheit, vor allem in Filmen über die DDR-Vergangenheit, in denen Stasi-Figuren meist den repressiven Charakter der SED-Diktatur symbolisieren. Doch die Zeiten, in denen Stasioffiziere als simple Bösewichte mit grauen Anzügen und schlechtsitzenden Frisuren in Erscheinung traten, scheinen vorbei zu sein. Die Ambivalenz der Figuren hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, auch positiv besetze Heldenfiguren sind keine Seltenheit mehr. Das Spektrum der Filme reicht dabei von authentischen Annäherungen an widersprüchliche IM-Biografien („Gundermann“, 2018, Regie: Andreas Dresen) über radikal stilisierte Dramen („Nahschuss“, 2021, Regie: Franziska Stünkel) bis hin zu grotesk überzeichneten Satiren („Stasikomödie“, 2022, Regie: Leander Haußmann). Während die DDR-Geschichte bislang meist im Genre der Komödie oder des Familiendramas erzählt wurde, zeigt sich in neuen filmischen Inszenierungen eine Offenheit für andere Formen. Dabei rückt wieder die Staatssicherheit in den Mittelpunkt. Mit „Kleo“ zeigt Netflix aktuell eine Serie über eine Profikillerin im Dienst des MfS, die mit Anspielungen auf die Popkultur der 1980er und 1990er Jahre gespickt ist. „Kleo“ knüpft dabei an die erfolgreichen Erzählmuster der Serie „Deutschland 83/86/89“ (2015-2020) an, die eine Agenten-Story mit einem ironischen Blick auf das MfS verknüpfte. Doch während die Geschichte von „Deutschland 83/86/89“ noch vor einem realen historischen Hintergrund angesiedelt war, geht „Kleo“ ein ganzes Stück weiter: Die Serienmacher nutzen die DDR-Vergangenheit nur noch als Aufhänger für eine blutig inszenierte und trashig überspitzte Rachegeschichte im Stil amerikanischer B-Movies. Das wirft die Frage auf, was einen an sich eher biederen Geheimdienst wie das MfS anschlussfähig für das Genre-Kino und die zeitgenössische Popkultur macht.

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Verfasserangaben:Andreas KötzingGND
URL:https://zeitgeschichte-online.de/film/tschekisten-trash-und-tarantino
DOI:https://doi.org/10.14765/zzf.dok-2506
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Dossier: Streaming history. Ein Dossier über Geschichtsinszenierungen und serielles Erzählen
Verlag:ZZF - Centre for Contemporary History: Zeitgeschichte online
Verlagsort:Potsdam
Dokumentart:Online-Publikation
Sprache:Deutsch
Datum der Erstveröffentlichung:16.09.2022
Datum der Freischaltung:01.07.2023
ZZF-Zeitklassifikation:20. Jahrhundert
21. Jahrhundert
ZZF-Themenklassifikation:Alltag
Gesellschaftsgeschichte
Staatssozialismus
Fernsehen
Film
Gender Studies
ZZF-Regionalklassifikation:Europa / Westeuropa / Deutschland / DDR
Online-Portale:Zeitgeschichte online
(Themen-)Dossier(s):zeitgeschichte|online / Streaming history. Ein Dossier über Geschichtsinszenierungen und serielles Erzählen
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