• Treffer 129 von 223
Zurück zur Trefferliste

Von Anstand und Liederlichkeit. Armut und ihre Wahrnehmung in der DDR (1961–1989)

  • Der Aufsatz geht der Frage nach, welche Formen von Armut es in der DDR in den Jahrzehnten nach dem Mauerbau gab und wie über sie kommuniziert wurde. Sozialhistorisch rekonstruiert wird die Unterversorgung zweier ausgewählter Armuts-Gruppen: Rentner und kinderreiche Familien. Auf der Basis von Akten, zeitgenössischen wissenschaftlichen Arbeiten und Medienberichten wird zudem betrachtet, welche Images von „Armut“ zirkulierten. Zwar galt Armut im Selbstverständnis des SED-Staats als überwunden. Dennoch war offenkundig, dass es soziale Ungleichheiten, ja Notlagen auch in der DDR gab, und diese fanden in der damaligen Sozialforschung ein breites Interesse. Die Einkommens- und Wohnverhältnisse von Rentnern, besonders von Rentnerinnen, waren häufig prekär, so dass viele von ihnen eine zusätzliche Arbeit aufnehmen mussten – was mit dem Bild des „rüstigen“ Alten beschönigt wurde. Bei Kinderreichen wurde differenziert zwischen den „würdigen“, „wohlorganisierten“ und den „liederlichen“, „dissozialen“ Familien. So ging es im Hinblick auf beide Gruppen nicht allein darum, ihre Armut zu lindern. Das vorrangige Ziel war vielmehr, sie mit positiven Images zu versehen und abweichendes Verhalten zu sanktionieren.
  • The article explores various forms of poverty that existed in the GDR in the decades after the building of the Berlin Wall, and how social inequality was communicated and mediated in GDR society. Making use of political, scientific and media sources of information, the article seeks not only to reconstruct the plight of two specific social groups (pensioners and families with many children), but also to illuminate the predominant social images of their situations. Taking into account that poverty was officially considered eradicated, it was nevertheless always obvious that social difficulties were ubiquitous in the SED state. While the poor living conditions of the elderly (especially women) were extenuated by images of the ‘sprightly pensioner’, families with many children were classified into ‘worthy’, ‘well-organized’ people on the one hand and ‘disorderly’, ‘slatternly’ or ‘dissocial’ on the other hand. Hence, the aim of social and symbolic policies was not merely to overcome the poverty of both social groups, but rather to create positive images and to penalize deviant behaviour.

Volltext Dateien herunterladen

Metadaten exportieren

Weitere Dienste

Teilen auf Twitter Suche bei Google Scholar
Metadaten
Verfasserangaben:Christoph LorkeGND
URL:https://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2013/4591
DOI:https://doi.org/10.14765/zzf.dok-1536
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Zeithistorische Forschungen - Studies in Contemporary History
Verlag:ZZF – Centre for Contemporary History: Zeithistorische Forschungen
Verlagsort:Potsdam
Dokumentart:Wissenschaftlicher Artikel (Zeitschrift)
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):19.08.2013
Datum der Erstveröffentlichung:19.08.2013
Datum der Freischaltung:07.08.2019
Jahrgang:10
Ausgabe / Heft:2
Erste Seite:199
Letzte Seite:218
ZZF-Themenklassifikation:Alltag
Soziales
Politik
Staatssozialismus
Kommunismus
Kindheit
Klassen
Sozialstruktur
ZZF-Regionalklassifikation:Europa / Westeuropa / Deutschland
Europa / Westeuropa / Deutschland / DDR
ZZF-Zeitklassifikation:1945-
Online-Portale:Zeithistorische Forschungen
Zeithistorische Forschungen: Originalbeiträge:2 / 2013 Soziale Ungleichheit im Staatssozialismus
Lizenz (Deutsch):License LogoZZF - Clio Lizenz